Le nozze di Figaro
W. A. Mozart
Mit „Le nozze di figaro“ beginnt die glückliche und fruchtbare Zusammenarbeit W. A. Mozarts (1756-1791) mit seinem Librettisten Lorenzo Da Ponte, die beiden Erfolg und künstlerische Genugtuung bringen sollte. Obwohl Da Ponte vorsichtshalber, die scharfe Zensur bedenkend, auf den beißenden Sarkasmus von Beaumarchais’ Original verzichtete, das als Vorlage für die neue opera buffa diente, blieb dennoch genug Zündstoff zu einem großen Thema der damaligen Zeit enthalten: Die Auseinandersetzung mit den komplexen Beziehungen zwischen den Gesellschaftsschichten bzw. die Diskriminierung der unteren Klassen durch die oberen.
Während Graf Almaviva einen reaktionären Vertreter des Adels verkörpert, wird der gewitzte Figaro als Vertreter des aufstrebenden dritten Standes vorgestellt. Zwei Kräfte stehen sich hier gegenüber, die im vorrevolutionären Europa jeweils die Macht für sich beanspruchen. Mozart fand in dem leidenschaftlichen und an Ironie kaum zu überbietenden Stück soviel von dem wieder, was er an Schmach und Enttäuschungen während seines Künstlerlebens erfahren hatte, dass er all seine bitteren Erfahrungen und Seelenqualen in die Komposition einfließen ließ.
Der Erfolg der Uraufführung 1786 in Wien unter der Regentschaft Kaiser Joseph II. war trotz der brisanten Thematik groß. „Le nozze di figaro“ gehört heute zu einer der beliebtesten und meist gespielten Opern weltweit.
Le nozze di Figaro♪, W. A. Mozart
, am 2.
Ivor Bolton - Barrie Kosky
Hanna-Elisabeth Müller, Slavka Zamecnikova, Isabel Signoret,
Andre Schuen
Andrè Schuen studierte am Salzburger Mozarteum Solo-, Lied- und Oratoriengesang und besuchte daneben verschiedene Meisterkurse. 2006 gab der feinfühlige Bariton aus Südtirol sein Debut bei den Salzburger Festspielen und machte sich zunächst einen Namen als Liedsänger, während er von 2010 bis 2014 auch an der Oper Graz im festen Ensemble mitwirkte. Damit hat sich Andrè Schuen früh in seiner Karriere ein spartenübergreifendes Repertoire angeeignet. Heute führen ihn Engagements an renommierte Häuser und Festivals, darunter die Bayerische Staatsoper, das Concertgebouw in Amsterdam, die Hamburgische Staatsoper und Elbphilharmonie, die Schubertiade oder die Bregenzer Festspiele.
Im Liedfach tritt der 1984 geborene Schuen unter anderem mit seinen Schwestern, dem Boulanger Trio oder dem Klavierpartner Daniel Heide auf, zu seinem Opern-Repertoire gehören etwa die Titelpartien in Le nozze di Figaro, Don Giovanni, oder Guglielmo (Così fan tutte) und Don Fernando (Fidelio).
Andre Schuen♪, Peter Kellner
Staatsoper
Don Carlo
G. Verdi
Giuseppe Verdis (1813-1901) große und abendfüllende Oper „Don Carlos“ basiert auf Friedrich Schillers Drama „Don Karlos, Infant von Spanien”. Das französische Original von 1867 wurde in Paris uraufgeführt, gehört zur Gattung der Grand Opéra, war Verdis drittes Auftragswerk für die Pariser Oper und hat fünf Akte; eine zweite, kürzere Fassung kam erst 17 Jahre später im Teatro alla Scala in Mailand zur Aufführung. Im Gegensatz zur ersten Fassung enthält diese vier Akte und hat statt eines französischen ein italienisches Libretto. So erklären sich auch die beiden verschiedenen Schreibweisen des Werkes: „Don Carlos“ / „Don Carlo“.
Mittlerweile ist bekannt, dass sieben unterschiedliche Versionen der Oper existieren. Nach massiver Kritik sah sich der Komponist wiederholt gezwungen, Änderungen und Kürzungen an seinem Werk vorzunehmen, da die erste Fassung mit fast fünf Stunden Spieldauer sogar dem Pariser Publikum zu langatmig war – einem gebildeten und musikliebendem Publikum, das von der groß und episch angelegten Grand Opéra zeitliche Längen durchaus gewohnt war. Nachdem bis Ende des 20. Jahrhunderts die zweite Fassung favorisiert worden war, tendieren die Theater heute zur ersten, längeren Fassung, da in ihr die Handlungsstränge und Beweggründe der Figuren wesentlich besser und schlüssiger dargestellt werden können.
Don Carlo♪, G. Verdi
, am 3., Neuproduktion
Philippe Jordan - Kirill Serebrennikov
Asmik Grigorian
Die Sopranistin aus der litauischen Hauptstadt Vilnius ist spätestens seit ihrer aufsehenerregenden Titelpartie der Salome bei den Salzburger Sommerfestspielen 2018 auch dem breiten Publikum bestens bekannt. In der packenden Neuproduktion von Romeo Castellucci unter dem Dirigat Franz Welser-Mösts brillierte die 1981 geborene Asmik Grigorian und verzauberte Kritiker wie Publikum mit ihrer betörenden Stimme sowie ihrer ausdrucksstarken Bühnenpräsenz gleichermaßen. Für ihre Darstellung wurde die Tochter eines Sängerehepaares mit dem Österreichischen Musiktheaterpreis als „Beste weibliche Hauptrolle“ ausgezeichnet.
Es mag scheinen, als wäre der „Star-Erfolg“ für Grigorian quasi über Nacht gekommen, doch die nachfolgenden Bühnen-Stationen standen davor bereits fest: In der Spielzeit 2018/2019 gab sie ihr erfolgreiches Haus- und Rollendebut an der Mailänder Scala als Marietta (Die tote Stadt). Alle namhaften Opernhäuser dürfen sich zukünftig auf diese großartige Stimme freuen.
Asmik Grigorian♪, Eve-Maud Hubeaux, Joshua Guerrero, Étienne Dupuis, Roberto Tagliavini, Dmitry Ulyanov
Staatsoper
Don Giovanni
W. A. Mozart
Der Mythos des Frauenverführers Don Juan (oder hier des Don Giovanni) gehört zur Weltgeschichte der Literatur. Dieser Typus Mann gilt als die Personifikation des triebhaften Wüstlings, der sowohl die Gesellschaftsordnung als auch die göttlichen Gesetzte missachtet und der letzlich auch die Frauen, die er zahllos und willkürlich bedrängt, verachtet.
Von dieser dämonischen Gestalt des ewigen Verführers war auch W. A. Mozarts (1756-1791) genialer Librettist Lorenzo da Ponte angetan, dem der Komponist die Wahl des Themas überließ. Gegen das übliche Entgelt von hundert Dukaten sollte er nach dem triumphalen Erfolg von „Le nozze di figaro” auf kaiserlichen Wunsch eine neue Oper schreiben. Mozarts ganze Schöpfungskraft floss in den „Don Giovanni“ ein und hinterließ der Opernwelt eine überirdisch schöne Musik, die zwischen heiterer opera buffa und großer Tragödie changiert. Auffallend sind sie raschen Wechsel und schroffen Kontraste: Süße Liebesarien wechseln sich mit düsteren, Todesahnung verströmenden Passagen ab. Neben der lüsternen Gestalt des Protagonisten Don Giovanni und der komischen Figur seines Dieners Leporello versinnbildlichen die beiden Frauengestalten Donna Anna und Donna Elvira große Menschlichkeit, während der Komtur, der das Drama schließlich auflöst, die höheren Kräfte symbolisiert.
Durch die einzigartige Verschmelzung dieser höchst inhomogenen Elemente gilt Mozarts Meisterwerk zu Recht als eine der vollkommensten Opern überhaupt. Unterhaltsame Randbemerkung: Giacomo Casanova, italienischer Galan und Lebemann par excellance, wohnte der Uraufführung 1787 in Prag bei.
Don Giovanni♪, W. A. Mozart
, am 4.
Pablo Heras-Casado - Barrie Kosky
Louise Alder, Nicole Car, Patricia Nolz, Davide Luciano, Peter Kellner, Bogdan Volkov
Staatsoper