Don Giovanni
W. A. Mozart
Der Mythos des Frauenverführers Don Juan (oder hier des Don Giovanni) gehört zur Weltgeschichte der Literatur. Dieser Typus Mann gilt als die Personifikation des triebhaften Wüstlings, der sowohl die Gesellschaftsordnung als auch die göttlichen Gesetzte missachtet und der letzlich auch die Frauen, die er zahllos und willkürlich bedrängt, verachtet.
Von dieser dämonischen Gestalt des ewigen Verführers war auch W. A. Mozarts (1756-1791) genialer Librettist Lorenzo da Ponte angetan, dem der Komponist die Wahl des Themas überließ. Gegen das übliche Entgelt von hundert Dukaten sollte er nach dem triumphalen Erfolg von „Le nozze di figaro” auf kaiserlichen Wunsch eine neue Oper schreiben. Mozarts ganze Schöpfungskraft floss in den „Don Giovanni“ ein und hinterließ der Opernwelt eine überirdisch schöne Musik, die zwischen heiterer opera buffa und großer Tragödie changiert. Auffallend sind sie raschen Wechsel und schroffen Kontraste: Süße Liebesarien wechseln sich mit düsteren, Todesahnung verströmenden Passagen ab. Neben der lüsternen Gestalt des Protagonisten Don Giovanni und der komischen Figur seines Dieners Leporello versinnbildlichen die beiden Frauengestalten Donna Anna und Donna Elvira große Menschlichkeit, während der Komtur, der das Drama schließlich auflöst, die höheren Kräfte symbolisiert.
Durch die einzigartige Verschmelzung dieser höchst inhomogenen Elemente gilt Mozarts Meisterwerk zu Recht als eine der vollkommensten Opern überhaupt. Unterhaltsame Randbemerkung: Giacomo Casanova, italienischer Galan und Lebemann par excellance, wohnte der Uraufführung 1787 in Prag bei.
Don Giovanni♪, W. A. Mozart
, am 27., Premiere
Vladimir Jurowski - David Hermann
Vera Lotte Boecker, Samantha Hankey, Avery Amereau, Konstantin Krimmel, Kyle Ketelsen, Giovanni Sala
Staatsoper
La Fille du régiment
G. Donizetti
Tirol, 1815. Die junge Marie wurde als Findelkind von einem französischen Regiment aufgezogen und zieht nun als Marketenderin mit diesem umher. Sie liebt Tonio, einen Tiroler Burschen, der jedoch laut Regiment als vermeintlicher Spion keine akzeptable Partie ist. Als die ortsansässige Marquise von Berkenfield zufällig vom Regimentsführer Sulpice erfährt, dass es sich bei Marie um ihre verloren geglaubte Nichte handelt, nimmt sie Marie sofort unter ihre Fittiche, um bei ihr für Anstand und eine standgerechte Vermählung zu sorgen. Doch auch ein Jahr später singt Marie noch immer lieber Regimentslieder und liebt Tonio. Dieser ist unterdessen zum stattlichen Offizier aufgestiegen und möchte nach wie vor: Marie. Sein Vorsprechen bei der Marquise jedoch ist vergebens.
Als Tonio erfährt, dass Marie nicht der Marquises Nichte sein kann, stellt er diese zu Rede. Die Marquise muss gegenüber Sulpice zugeben, dass Marie ihre uneheliche Tochter ist. Das Regiment verhindert eine standesgemäße Hochzeit, Maries Vergangenheit wird offenbart und mit Zustimmung der Marquise darf Marie ihren geliebten Tonio heiraten.
Volkstümlich, romantisch, tänzerisch und melodisch geht es zu in Gaetano Donizettis (1797-1848) Opéra Comique aus dem Jahr 1840. Das in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts recht einfache, aber weit verbreitete Sujet des ehrlichen Bauern bzw. Soldaten gegenüber dem moralisch verkommenen Adelsstand bescherte dem in Paris uraufgeführten Werk großen Erfolg und gehörte lange zum Standardrepertoire.
Mit Tonios Arie „Ah! mes amis, quel jour de fête!“ mit gleich neun herausfordernden hohen c besteigt sozusagen jeder Tenor den Mount Everest seines Fachs.
La Fille du régiment♪, G. Donizetti
, am 28., Neuproduktion
Stefano Montanari - Damiano Michieletto
Serena Sáenz, Susan Graham, Lawrence Brownlee, Misha Kiria
Staatsoper